Druckgefühle und Schmerzen am Auge:

Was können die Ursachen für ein drückendes Auge sein ?

  • Druckgefühl am oder hinter dem Auge ist in den alllermeisten Fällen in einem trockenen Auge oder in unkorrigierten Sehfehlern bei starker Belastung des Auges begründet.

  • Verstärkt sich der Druck beim Bücken, kann auch eine Nasennebenhöhlenproblematik dahinter stecken.

  • Fremdkörper unter den Lidern oder gar auf der Hornhaut schmerzen deutlicher (s.u.).

  • Tumore hinter dem Auge, wie oft vom Patienten befürchtet, machen zunächst keine Beschwerden und zeigen sich später eher in einem Vortreten des Augapfels. Sie lassen sich im Ultraschall oder der Kernspintomographie darstellen, sind aber extrem selten.

    Druckschmerzen

  • Schmerzen hinter dem Auge und in der Augenumgebung finden sich häufig im Rahmen von anders verursachten Kopfschmerzen und haben dann mit dem Auge gar nichts zu tun.

Muß ich einen Grünen Star befürchten, wenn mein Auge drückt ?

Das Gefühl, daß die Augen drücken, hat in den seltensten Fällen etwas mit dem Augeninnendruck bzw. dem Grünen Star zu tun. Ein chronisch leicht oder auch mittelstark erhöhter Augeninnendruck, wie dies beim häufigen Weitwinkelglaukom vorkommt, macht praktisch nie Beschwerden. Nur beim seltenen Glaukomanfall (Engwinkelglaukom) ist dies mit starken Schmerzen verbunden und erfordert eilige Behandlung.

Wenn es nicht nur drückt sondern auch schmerzt und sticht, was ist es dann ?

Sind die Schmerzen eher stechend, handelt es sich entweder um eine Verletzung oder um einen Fremdkörper unter dem Lid oder auf der Augenoberfläche.

Am häufigsten tritt dies nach dem sogenannten “Flexen” auf: Ein kleiner metallischer heisser Splitter fliegt gegen die Hornhautoberfläche und brennt sich dort fest. Dann liegt ein Hornhautfremdkörper vor. Er ist so klein, daß man ihn mit dem blossen Auge kaum erkennt (siehe Bild unten). In örtlicher Betäubung (mit Tropfen) kann er vom Augenarzt mit speziellen Instrumenten entfernt werden (Sieht furchtbar gefährlich aus, man merkt es aber nicht ! Also keine Panik). Bis die verbliebene Wunde zugeheilt ist (ca. 2 Tage), sind die Beschwerden im Prinzip wie bei der Hornhauterosion (s.u.). Vermeiden lässt sich diese “Unerfreulichkeit” durch preiswerte in jedem Baumarkt erhältliche Schutzbrillen, die möglichst dicht schließen sollten. Als Erstmassnahme, wenn man einen solchen Fremdkörper bei sich entdeckt, kann man, zur zumindest leichten Linderung, eine Augensalbe ins Auge geben (z.B. Bepanthen Augensalbe, bekommt man ohne Rezept in der Apotheke) und sollte dann baldmöglichst zum Augenarzt, der den Fremdkörper dann entfernt.

Metallischer Hornhautfremdkörper nach Flexen

Oben im Bild ein metallischer eingebrannter Fremdkörper in der Hornhaut (unten leicht rechts von der Mitte). Man sieht typischerweise, daß die Bindehautgefäße am Rande der Hornhaut im Bereich des Fremdkörpers besonders stark durchblutet ("gerötet", vergleiche auch Rotes Auge) sind. Der Fremdkörper muß entfernt werden. Dies findet in der Augenarztpraxis statt und ist schmerzfrei. Nach der Entfernung treten jedoch bis zur Abheilung (2-3 Tage) noch Schmerzen auf (als wäre er noch drin).

Die zweithäufigsten Fremdkörper im Auge sind kleine Holzspäne z.B. beim Sägen (Schutzbrille auf !) und kleine Insekten nach dem Fahradfahren. Auch hier ist das Tragen einer Brille in Form der sogenannten Fahrradbrille (Plastikbrille, die seitlich gut herumgeht) zur Vermeidung ideal. Befindet sich doch mal ein Krümel oder ein Insekt im Auge, sollte man von der Seite (aussen oben nach innen unten beim Oberlid und aussen unten nach innen oben beim Unterlid) nach innen reiben um ihn in einen Bereich zu befördern an dem man ihn z.B. mit einem Wattestäbchen entfernen kann (Achtung nie die damit die blosse Hornhaut berühren !). Evt. hilft auch zusätzlich Flüssigkeit zum Wegspülen in Form von künstlichen Tränen.

Sitzt der Fremdkörper unter dem Oberlid und lässt sich nicht rausmassieren, hilft das Umklappen des Lides (Ektropionieren) bei der Fremdkörperentfernung: Der Betroffene schaut nach unten und man legt ein Wattestäbchen auf die Lidfalte. Dann fasst man die Wimpern mit den Fingerspitzen und klappt das Lid über dieses Wattestäbchen nach oben um. Anschließend das Lid mit der Fingerspitze festhalten, das Stäbchen rausziehen und auf die Wimpern setzen, damit das Lid nicht zurückklappt. Jetzt kann man sich die Unterseite betrachten und einen ggf. vorhandenen Fremdkörper mit der anderen Hand und einer Pinzette oder auch einem Wattestäbchen entfernen. (Photos s. unten und Video hier)

Umklappen des Oberlides, sogenanntes "Ektropionieren" auf der Suche nach Fremdkörpern. Besonders gern setzen sich hier Insektenteile fest nach einer Fahrradfahrt.

Dies muss man jedoch durch jemanden erledigen lassen. Selbst hat man dafür "nicht genug Hände". Auch hier gilt, dass sehr kleine Fremdkörper zwar sehr unangenehm sein können aber ohne Vergrößerung nicht erkennbar sind. Manchmal sind die Fremdkörper aber auch schon "rausgeheult" und die kleine Wunde oder der Kleine Kratzer auf der Hornhaut fühlt sich immer noch an, als wenn der Fremdkörper noch drin wäre. Dies kann durchaus 2 Tage bis zur Abheilung anhalten.

Es gibt aber auch Fremdkörper die sind so scharfkantig, dass sie sich in der Schleimhaut verhakt haben und so nicht herausgehen. Dann muß ein Augenarzt helfen (vergleiche auch Unfälle am Auge). An vorstehenden Fremdkörpern wie Glassplittern oder sehr spitzen scharfen Gegenständen sollte man nicht selber "herumdoktern", sondern dies lieber dem Augenarzt überlassen.

Die sogenanne Hornhauterosion (Erosio cornae) ist eine aufgekratzte Hornhautoberfläche (das glänzend Klare vor der Pupille) durch einen rauhen oder scharfen Gegenstand. “Gerne” passiert dies zum Beispiel beim Umtopfen von Stechpalmen (Yuccas), wenn eines der Blätter am geöffneten Auge vorbeikratzt. Ansonsten ist auch das versehentliche Fassen in das Auge (z.B. die Mutter beugt sich über ihr Baby und dieses greift nach oben) oft von einer Erosion gefolgt. Diese Verletzung ist sehr schmerzhaft, was unter anderem der Tatsache geschuldet ist, daß die Hornhaut 7000 Schmerzrezeptoren pro mm2 enthält. Die Erosion heilt oft erst nach 24-48 Stunden zu. Bis dahin helfen nur Augensalben, Kühlen und Geduld. Der Augenarzt sollte überprüfen ob Fremdkörper oder Schmutz in der Wunde verblieben sind und eine Infektion ausschließen. Selber kann man diese Verletzung im Spiegel meist gar nicht erkennen, wenn man das Auge überhaupt vor Schmerzen aufbekommt, denn es liegt meist ein schmerzbedingter Lidkrampf vor (s.a. unter Lidzucken).

Übrigens auch eine wundgeriebene Augenoberfläche durch Austrocknung (s.a. Trockenes Auge) oder durch nach innen stehende Wimpern (Trichiasis, Bild s. unten) wie z.B. beim Entropium oder eine wieder aufgebrochene alte Hornhautnarbe nach einer früheren Verletzung (z.B. Erosio cornae) kann ähnlich drücken bzw. zur Erosion führen.

Trichiasis (nach innen stehende Wimper)

Es gibt leider Patienten bei denen eine solche Erosion kaum je wieder so fest verheilt, wie sie vor der Verletzung (rezidivierende Erosiones) war. Diese müssen Monate bis Jahre konsequent das Auge “Schmieren”, um keinen Rückfall zu bekommen. “Schmieren” heißt, konsequent die Oberfläche vor Austrocknung bewahren. Nachts milde Salben und tags Gelees oder Tropfen je nach Beschwerdegrad bis zu zweistündlich. Häufig wird bei Beschwerdefreiheit zu früh aufgehört und die Oberfläche ist doch noch nicht stabil. Manchmal muß - wenn das auch nicht hilft - die ganze Hornhautoberfläche mechanisch “abgerubbelt” oder mit dem Laser (PTK = Phototherapeutische Keratektomie) abgetragen werden um eine endgültige Heilung zu bewirken. Dies erfolgt bei Erfolglosigkeit der "schmierenden" Verfahren und in der Regel in einer Klinik.

Eine häufige Ursache für ein stark schmerzendes und zusätzlich auch rotes Auge ist die sogenannte Verblitzung. Hierbei handelt es sich um einen “Sonnenbrand” der Hornhaut nach ungeschütztem (keine Sonnenbrille) Aufenthalt bei Sonne im Schnee (Schneeblindheit) oder nach ungeschütztem Schweißen (Schweißbrand).

Schweissen

Kühlen (nasser Wachlappen, Coolpacks), lindernde Salben und Geduld führen zur Abheilung innerhalb von 1-3 Tagen. Schmerztabletten helfen leider nicht gegen den Schmerz und Tropfen auch wenig. Man muß“da durch”. Die anlässlich der Untersuchung beim Augenarzt gegebenen Tropfen, helfen zwar für 20 Minuten ganz “toll”, dienen jedoch nur der Erleichterung der Untersuchung und dürfen auf keinen Fall (!!!) wiederholt gegeben werden, da dies die Hornhaut schädigt. Hausmittel bei Schlossern ist: “Eine Kompresse mit einer geraffelten Kartoffel, die man sich über Nacht mit einem Tuch (Windel) auf die Augen bindet”

Starke Schmerzen und Augenrötung werden jedoch auch beim Glaukomanfall und bei der Uveitis gefunden.

Beim Kontaktlinsenträger muss man bei einem akut schmerzhaften und roten Auge - das meist aucn mit einer Sehverschlechterung verbunden ist - an eine bakterielle Hornhautentzündung denken, die Linsen rausnehmen und das Auge vom Augenarzt kontrollieren lassen. Bei Kontaktlinsen, die über Nacht getragen werden, gibt es auch das Tight-Lens-Syndrom, wenn sich eine Linse über Nacht quasi festsaugt. Es findet sich dann ein schmerzhaftes gerötetes Auge mit Beschwerden vor allem nach dem Aufwachen. Die Linse sitzt fest und unbeweglich und es kommt zu Schwellungen und Reizzuständen im Auge (Hornhautödem, Chemosis und Vorderkammerreiz).

Die Skleritis ist eine Entzündung der Lederhaut (das "Weiße" des Auges). Sie ist sehr schmerzhaft und ist zu 20% infektiösen Ursprungs (z.B. Herpes Zoster) und zu 50% Nebenerscheinung einer generellen Erkrankung vor allem aus dem rheumatischen Bereich. Hier findet sich ein nur örtlich gerötetes Auge und nicht das ganze "Weiße" ist rot. Die weniger schlimme Variante, in der Regel unbekannten Ursprungs, ist die Episkleritis, bei der kaum Schmerzen aber auch eine örtliche Rötung am Auge vorliegt.

Reizende Flüssigkeiten können auch Schmerzen hervorrufen. Handelt es sich um ätzende Flüssigkeiten, wie Laugen und Säuren (z.B. Batterieflüssigkeit, starke Reinigungsmittel) ist dies ein Notfall und muss schnellstens behandelt werden. Auch weniger gefährliche Flüssigkeiten, wie Parfum oder Fettspritzer gegen das Auge, können zu heftigen Schmerzen führen, da sie die Hornhautoberfläche angreifen und beschädigen können. Hier sind aber in der Regel nicht die dauerhaften Schäden zu befürchten wie sie bei Säuren und Laugen passieren. Eine eher exotische Variante ist der Eyeball-Shot, auch Wodka eyeballing oder kurz Eyeballing genannt. Hier wird im Rahmen jugendlicher Unvernunft hochprozentiger Alkohol (meist Wodka) ins Auge geschüttet. Dies ist entweder eine selbstverletzende Mutprobe oder der Versuch über diverse Schleimhäute des Körpers möglichst schnell Alkohol zuzuführen. Es kommt zu einem heftigen Brennen oder gar Schmerzen, wenn dabei zusätzlich eine Hornhauterosion hervorgerufen wird.

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(Stand 01.07.2023)