Aderhautentzündung (Uveitis):

Dieses Kapitel ist leider zu meinem eigenen Leidwesen für den Laien nicht so ohne weiteres verständlich, da es ein sehr kompliziertes Fachgebiet ist. Es gibt so viele Varianten der Uveitis und die Namen sind häufig nur beschreibend. Aber nur Mut, lesen Sie trotzdem los !

Was ist eine Uveitis und welche Formen gibt es ?

Die Uveitis ist eine entzündliche Erkrankung des Augeninneren, die in typischer Ausprägung mit einer schmerzhaften Lichtempfindlichkeit und Sehverschlechterung und einer Sehverschlechterung einhergeht. Sie ist jedoch keine eigenständige Krankheit, sondern ein Sammelbegriff für 30 verschiedene entzündliche Augenerkrankungen, deren Ausgangspunkt in der Aderhaut (Uvea) liegt aber deren Ursache ganz woanders liegen kann.

Durch Infektionserreger oder durch autoimmunologische Prozesse (hier “kämpft” das eigene Immunsystem gegen Teile des eigenen Körpers) ist die sogenannte “Uvea ” - deutsch: Aderhaut - entzündet. "Uvea" enstammt dem Griechischen und bedeutet soviel wie "Traube". Dies kommt vom traubenförmigen Aussehen der Aderhaut, einem Bestandteil der Uvea. Alle Entzündungen enden in der Medizin immer mit “itis”, daher die Bezeichnung für die Krankheit: Uveitis.

Es werden mit dem Begriff Uvea folgende Teile des Auges (siehe auch die Grafik Aufbau des Auges) zusammengefasst:

  • die Regenbogenhaut (Iris),

  • der Strahlenkörper oder Ziliarkörper (Corpus ciliare) und

  • die eigentliche Aderhaut (Choroidea).

Kommt es in einem oder mehreren dieser drei Bereiche zu einer Entzündung, spricht man von einer Uveitis. Erkennen kann sie der Augenarzt an der Spaltlampe oder bei der Fundusuntersuchung unter anderem an der Ansammlung von Entzündungszellen, die im entzündeten Bereich im Kammerwasser des Auges bzw. im Glaskörper herum schwimmen. Obwohl streng genommen nicht zur Uvea gehörend, können auch der Glaskörper und die Netzhaut mit entzündet sein. Da die Ursache der Uveitis bei der Erstdiagnose ja meist noch nicht klar ist, wird zunächst beschreibend, nach dem Schwerpunkt des entzündlichen Befalls unterschieden.

Nach befallener Struktur kann man unterscheiden:

  • Iritis (Entzündung der Regenbogenhaut)

  • lridozyklitis (Entzündung des Ziliarkörpers und der Iris)

  • Chorioiditis (Entzündung der Aderhaut)

  • Chorioretinitis oder Retinochorioiditis (Entzündungen der Ader- und Netzhaut bzw. der Netz- und Aderhaut, je nach bevorzugtem Befall)

  • Retinitis (Entzündung der Netzhaut)

  • Vitritis (Entzündung des Glaskörpers)

Sind ganze Augenbereiche betroffen, werden unterschieden:

  • die vordere (anteriore) Uveitis ist eine Entzündung des vorderen Bereichs der Uvea, vor allem der Iris und des Ziliarkörpers. 50-60% der Uveitis-Patienten sind von einer vorderen Uveitis betroffen. Sind die Entzündungszellen nur in der Augenvorderkammer spricht man von einer Iritis, sind auch Zellen hinter der Linse, das heißt im vorderen Bereich des Glaskörpers spricht man von einer Iridozyklitis.

  • die mittlere (intermediäre) Uveitis (10-20%) betrifft den mittleren Teil der Uvea. Man findet hier die höchste Dichte freier Entzündungszellen im Glaskörper. Es können aber auch wenige Zellen in der Vorderkammer vorhanden sein. Eine Sonderform der intermediären Uveitis ist die Pars planitis, bei der man entzündliche Ablagerungen besonders am Übergangsbereich zwischen Netzhaut und Ziliarkörper findet. Ballen sich die Entzündungszellen im Glaskörperraum zusammen, spricht man von “snowballs”. Begleitend können hierbei eine Periphlebitis retinae (Gefäßentzündung von Netzhautvenen) eine Vaskulitis (Entzündung von Blutgefäßen der Netzhaut), ein Makulaödem (Schwellung der Netzhautmitte) und ein Papillenödem (Schwellung des Sehnervenkopfes) auftreten.

  • die hintere (posteriore) Uveitis (15-20%) umfasst jetzt auch Veränderungen (Infiltration mit Entzündungszellen) an der Netzhaut und Aderhaut. Man spricht dann je nach Befall von Retinitis, Chorioiditis und Chorioretinitis.

  • die Panuveitis (7-15%) zeigt in allen 3 Bereichen, d.h. im ganzen Auge Entzündungszeichen.

Nach der Ursache kann man noch unterscheiden:

  • die primäre Uveitis ist, von der räumlichen Zuordnung (s.o.) abgesehen, nicht weiter erklärbar und die häufigste Form. Es findet sich keine zu Grunde liegende Erkrankung im Körper. Man nannte diese Form früher auch endogen oder idiopathisch, was so viel heißt wie “ich weiß nicht, wo es herkommt”.

  • die sekundäre Uveitis, ist die Folge einer Entzündung oder Erkrankung an anderer Stelle des Körpers (z.B. bei bestimmten Rheumaformen). In der Regel ist es eine Infektion oder eine Autoimmunreaktion (der Körper kämpft gegen sich selbst). Es gibt aber auch zahlreiche Medikamente, die eine Uveitis als Nebenwirkung haben können. 20-50% aller Uveitiserkrankungen sind mit einer Grunderkrankung verbunden (z.B. Toxoplasmose, Borreliose, Tuberkulose, HIV etc.).

  • Von beiden Formen muss man die Masquerade-Formen (Pseudo-Uveitis) abgrenzen. Diese sehen im ersten Moment nur so aus; bei weiterer Diagnostik stellt man jedoch fest, dass es sich hierbei z.B. um Tumore im Auge handelt. Die vermeintlichen Entzündungszellen sind hierbei Tumorzellen.

Wie bemerkt man eine Uveitis selber ?

Bei plötzlichem Auftreten der vorderen Form der Uveitis treten folgende Warnsignale auf:

  • starke Augenrötung
  • vermehrter Tränenfluß
  • gesteigertes Blendempfinden (starke Schmerzen bei hellem Licht)
  • Verschwommensehen
  • stechende Augenschmerzen
  • im Gegensatz zur Bindehautentzündung kein verklebtes Auge

Bei langsamer Entwicklung, besonders der intermediären und der hinteren Form der Uveitis, treten nur eine allmähliche Sehverschlechterung und ein dichter werdender Schleier auf, wobei das Augenäußere meist reizfrei und ohne Schmerzen bleibt. Die Entdeckung von Uveitis-Erkrankungen bei Kindern erfolgt meist zufällig, weil junge Patienten schleichende Veränderungen nicht als beunruhigend empfinden.

Wie wird eine Uveitis vom Augenarzt festgestellt ?

An der Spaltlampe und bei verschiedenen Arten der Augenhintergrund-Untersuchung (Ophthalmoskopie, Dreispiegel-Kontaktglas), werden typische Erscheinungen unterschieden und ermöglichen bereits eine grobe Einordnung des Krankheitsbildes.

Zur Ursachenfindung sind in den meisten Fällen zusätzliche Untersuchungen bei anderen Fachärzten (z.B. von Gelenken, Haut, Schilddrüse, Lunge, Darm und Nieren) ebenso erforderlich, wie die Erhebung von Laborparametern (z.B. auf Tuberkulose, Lues, Toxoplasmose, Kollagenosen, dazu bestimmte Antikörper, ACE und HLA B 27), die je nach Ergebnis um Untersuchungen auf Viren, Pilze, andere Parasiten etc. erweitert werden.

Verlauf und mögliche Folgen der Uveitis

Die Uveitis kann akut oder chronisch verlaufen, und sie kann einmalig auftreten oder sich in Schüben wiederholen. Die baldmögliche erfolgreiche Behandlung bestimmt mit, ob Dauerschäden verursacht werden. Durch die regelmäßige Ausschwemmung von Entzündungszellen und Eiweiß kann es zu Verwachsungen (Synechien) der Regenbogenhaut mit der Linse (Bild siehe unten) oder dem Kammerwinkel, zu Glaskörpertrübungen, zum Grauen (Sekundärcataract) oder Grünen Star (Sekundärglaukom) und damit zu möglichen Sehbehinderungen kommen. Liegt der Schwerpunkt auf der Netzhaut und Aderhautbeteiligung (Chorioretinitis) kann es hier bei bestimmten Formen zu großflächigen Zerstörungen kommen, die eine Nachtblindheit oder gar eine Erblindung nach sich ziehen. Die wiederkehrenden bzw. chronischen Formen belasten die Patienten stark. Deshalb wurden Selbsthilfegruppen (s.u.) ins Leben gerufen.

Synechien an der Iris

Oben im Bild Verwachsungen des Pupillenrandes mit der Augenlinse als Folge einer durchgemachten Uveitis. Dadurch kann sich die Pupille nicht mehr regulär erweitern und sieht so verformt aus. Folge dieses Zustandes kann auch ein Grüner Star sein, da die hinter der Pupille gebildete Flüssigkeit nicht mehr vor die Iris fliessen und dann im Kammerwinkel abfliessen kann.

Welche Ursachen sind bekannt ?

Manche Uveitis-Formen werden durch Bakterien und Viren (z.B. Borreliose, Tuberkulose, Syphilis, Herpes, Varizellen), Pilze (Candida albicans) und Parasiten (Toxoplasmose) ausgelöst. Seit dem klimawandel bedingtem vermehrten Auftreten von Tigermücken und anderen hier eigentlich nicht heimischen Insekten kommen noch Zika-, Chikungunga-, West-Nil- und Dengue-Viren als mögliche Ursachen hinzu. Andere Uveitisformen treten im Rahmen von System-Erkrankungen u.a. aus dem rheumatischen Formenkreis (z.B. juvenile rheumatoide Arthritis, M. Bechterew) auf. Nicht selten tritt sie weiterhin im Rahmen der Sarkoidose (Systemerkrankung mit bevorzugtem Lungenbefall) und der multiplen Sklerose (entzündliche Erkrankung des Zentralen Nervensystems) auf. Auch als Immunreaktion auf als giftig (toxisch) vom Körper betrachtete Stoffe (z.B. bei großflächigen Tattoos ein halbes Jahr nach der Tätowierung oder bei bestimmten Medikamenten) kommt die Uveitis vor. Bei tattoobedingter Uveitis bringt übrigens die Laserentferung nichts, da so die giftigen Stoffe noch mehr verteilt werden und der Befund sich verschlimmert. Bei 80 Prozent der Betroffenen, bleibt die Ursache einer Uveitis unbekannt.

Wie wird eine Uveitis behandelt ?

Kann eine infektiöse Ursache für die Uveitis ausgemacht werden (z.B. bei der Borreliose), wird spezifisch, z.B. mit einem Antibiotikum, behandelt und durch gleichzeitige örtliche Verabreichung von Cortison (Augentropfen, -salben, Spritzen) die Entzündung vermindert. Bleibt die Ursache unbekannt, wird ausschließlich Cortison gegeben (als Tropfen, Salben oder Tabletten, aber auch als Injektion neben den Augapfel), um die Entzündung zu vermindern und Komplikationen zu vermeiden. Nur wenn die geschilderten Maßnahmen nicht ausreichen, kommen auch Zytostatika zum Einsatz. Besteht die Gefahr von Verklebungen der Regenbogenhaut, wird die Pupille rechtzeitig und ausreichend lange medikamentös weitgestellt. Bei einer Augeninnendruckerhöhung werden zusätzlich drucksenkende Tropfen oder Tabletten gegeben.

Von den manchmal notwendig werdenden chirurgischen Maßnahmen sind am wichtigsten die Kryopexie (Kälteanwendung zur Glaskörperaufhellung und Verhütung einer Netzhautablösung), die Vitrektomie (Glaskörperentfernung zur Herabsetzung der Entzündungsaktivität, Verhinderung eines Makula-Oedems und ebenfalls Verhütung einer möglichen Netzhautablösung), die Operation des Grauen Stars unter Cortison-Schutz und am seltensten die Lederhaut eindellende Operationen bei bestehender Netzhautablösung.

Seit kurzem gibt es auch die Möglichkeit Cortison durch ein Implantat in das Auge zu geben (s. IVOM), wenn bei einer nichtinfektiösen hinteren Uveitis ein Makulaödem (Schwellung der zentralen Netzhaut) auftritt. Das Makulaödem setzt das Sehvermögen stark herab und kommt in 20-30% der Uveitiden vor.

Seit den frühen 80er Jahren ist besonders bei drohenden Komplikationen wie grauem und Grünem Star sowie anderen Cortison-Nebenwirkungen die subtropische Klimatherapie (Totes Meer) und künstliche UVA-1-Lichttherapie eine Bereicherung der konservativen Therapie-Palette. Wie schon für die Diagnosestellung, gilt natürlich auch für die Therapie der Augenerscheinungen der Uveitis, daß dazu nur der Augenarzt qualifiziert ist. Je länger eine Entzündung des Augeninneren unbehandelt bleibt, desto eher muß der Betroffene mit verbleibenden Schäden bis hin zur Erblindung durch unumkehrbare Schäden an sensiblen Strukturen des Auges rechnen. Die Ursachen und Begleiterscheinungen im restlichen Körper, müssen natürlich von entsprechenden Fachärzten behandelt werden.

Empfehlung deshalb: Auch bei einem unbedeutend erscheinenden "Roten Auge", das sich nach ein bis zwei Tagen nicht spontan bessert, sollte dringend der Augenarzt aufgesucht werden.

Information im Internet:

Deutsche UVEITIS Arbeitsgemeinschaft - DUAG (Selbsthilfeorganisation für an Uveitis erkrankte Menschen)

(Stand 14.06.2023)